Augen, Ohren, Herzen und Türen offen halten
Wie der Jugendmigrationsdienst Gotha/Eisenach Corona überlebte und mit analogen Projekten in diesem Jahr neu durchstartete
Die Corona-Pandemie hat die Beratungsstellen des Jugendmigrationsdienstes 2021 der Diakoniewerk Gotha gGmbH besonders gefordert. Anzupassende Hygienekonzepte und wechselnde und unterschiedliche Landesverordnungen, Kommunale Verordnungen und die Berichterstattung in Bezug auf die Corona-Pandemie erforderten kreative und schnelle Lösungen von den JMD Mitarbeitenden und der Klientel. Hinzu kam ein mehrfacher Personalwechsels. Die Beratungsnachfragen waren schon in den Jahren vor 2020 kaum zu bewältigenden. Die Pandemie hat diesen Druck noch erhöht.
2021 wurden 327 Jugendliche im Rahmen des CM begleitet, im Rahmen der Beratung 92. Zum großen Teil waren es junge Familien, alleinerziehende und alleinstehende Menschen, die aufgrund der Corona-Pandemie mit finanziellen Problemen und sozialen Folgen zu kämpfen hatten und haben. Die Beratung von jungen Menschen und Familien erstreckt sich teilweise über mehrere Jahre. Eine einmalige Beratung ist eher selten.
Schwerpunkte der Arbeit sind laufende Sozialleistungen auf Richtigkeit zu überprüfen, Unterhaltsanträge zu stellen, SGB-II Leistungen, SGB XII Leistungen, Bildung und Teilhabe, Elterngeld, Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld. Aufgrund der Komplexität der Anträge und der fehlenden Sprache ist das Klientel auf Hilfe angewiesen. Daneben war die Nachfrage nach Unterstützung für Familienangehörige aus Afghanistan zur Mitte und Ende des Jahres sehr hoch. Hier konnten gemeinsam mit dem Anwalt mittelfristige Lösungen gefunden werden.
Gruppenangebote konnten 2021 aufgrund der Raumgröße nicht durchgeführt werden. Das ließen die Hygieneschutzkonzepte nicht zu. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Nachhilfeangeboten im Bereich der MINT-Fächer erheblich gewachsen. Für das kommende Jahr wurden dahingehend schon Pläne mit den Netzwerkpartnern und dem eigenen Träger erarbeitet.
Das Tragen medizinischer Masken, das regelmäßige Desinfizieren und Lüften waren nun Teil des Beratungsprozesses. Hinzu kamen das Prüfen von Impf- und Genesungs- und Testzertifikaten nach der 3G-Regel. Hierzu hat der JMD 2021 ein Impfangebot im Stadtteil Gotha-West initiiert und die Beratung nach telefonischer Terminvereinbarung weiter ausgebaut.
Das hat sich als Vorteil für alle Seiten herausgestellt und soll auch künftig beibehalten werden. Für die offene Beratung ohne Termin wird nur noch zu einem kleinen Teil angeboten, wodurch ein einfacher und unkomplizierter Zugang zur Beratung erhalten bleibt.
Die Büros und Beratungsstellen in Gotha und Eisenach befinden sich an den wichtigen sozialen Schnittstellen von Migranten - mit günstigen Mieten, einer hohen Wohndichte und guter Infrastruktur. Gleichzeitig sind es Brennpunkte in der Stadt. Migranten, Menschen ohne festes Einkommen, Generationen mit sehr verschiedenen Lebensbiografien wohnen in den Stadtteilen. Es kommt regelmäßig zu Konflikten im Zusammenleben, sowohl auf öffentlichen Plätzen als auch in der unmittelbaren Nachbarschaft.
Junge neue Kolleginnen und ein wenig Galgenhumor schafften es aber den JMD Gotha/Eisenach auch 2021 weiter zu stabilisieren. Die Beratungsstelle wird sehr gut von den Ratsuchenden und den Netzwerkpartnern angenommen. Nachfragen aus der ganzen Bundesrepublik und auch aus dem Ausland zeigen uns, dass unsere fachliche Arbeit geschätzt wird.
Aus dem Jahresbericht 2021 von Michael Jung